Brohltal. Das Brohltal ist im Alltag zweisprachig. Denn der Vinxtbach ist die Sprachgrenze zwischen dem einstigen Niedergermanien und Obergermanien. Im Norden Rheinisch-Ripuarisch, im Süden Moselfränkisch. Doch wenn es um die Schlachtrufe der Narretei geht, wird die Vielfalt noch getoppt. Helau und Alaaf, Knatsch Jeck, Ojööh, Badda und Owei sind die fröhlichen Ausrufe der Narren in der Verbandsgemeinde zwischen Königsfeld und dem Laacher See.
Und Hausherrin des größten Sees von Rheinland-Pfalz ist die Ortsgemeinde Glees, oder besser Jeläs, wie die Eifler nicht ohne Stolz sagen. Denn auch der Kölner Karneval kennt Jeläs. Schließlich singt die Kölner Band Kasalla seit zehn Jahren in ihrer Hommage auf alle Gless Bürger „Alle Jeläser huh!“.
Das freute besonders Brohltal-Bürgermeister Johannes Bell beim 33. Brohltaler Narrentreff im Gleeser Bürgerhaus. Dort gaben sich große und kleine Tollitäten sowie Korporationen und Gruppen aus der ganzen Verbandsgemeinde von Burgbrohl bis Kempenich und von Wassenach bis Weibern ein buntes Stelldichein. Und das nicht ohne Grund, denn die Jeläser Jecken feiern mit 22 Jahren ein närrisches Jubiläum. Dafür gab’s Anerkenung von Johannes Bell, der rückblickend sagte: „Wenn man engagierte junge Leute hat und sie gewähren lässt, entsteht mit der Zeit Großartiges.“ Dafür gab es Beifall beim von Jona Heuft und Theresa Kopp moderierten Narrenspektakel. Dessen Höhepunkt , die Prinzenbegrüßung mit Verleihung der Anstecknadeln durch Bürgermeister Bell, krönte mit dem Brohltallied „Dich grüß ich und preis ich, du herrliches Land“, vorgetragen von Rita Steinfink und Marina Nett, mehr als nur ein Hauch von Heimatliebe.
Heimatliebe und Politik
Hier Heimatliebe, dort Politik. Da fand Bell es „einen Witz, den Wahltermin auf den 23. Februar zu legen statt drei Wochen später in die Fastenzeit, wo eh nix los ist“. Aber auch auf Trumps „Amerika first“ hatte Bell („Mein Englisch war schon immer gut“) eine Antwort: „Brohltal Förster.“ Als solcher kam Bell übrigens auch daher und machte bunten Gleeser Bürgerhaus mit „Ick bin ein Jeläser“ eine Anleihe bei Kennedy, die zu einem Zwiegespräch zwischen Bürgermeister und Azubine Pia Gerhartz aus Wehr überleitete – Eifeler Platt in Reinkultur von „hau“ bis „hüre, boröm“ und „bi zwei klene Könne Rathaus jespillt hänn“. Beide können ihre Heimatsprache aus dem Eff-Eff, denn auch Johannes Bell kann seinen Spessarter Spracheinschlag nicht verbergen. Besonders, wenn er sich wie jüngst im Sinziger Stadtrat über leidige Themen wie Bürokratie in Rage redet. „Jetz ös Schluss he.“
Tusch hatte Tusch gejagt, Applaus gab es aber auch für viele andere Akteure des Narrentreffens. So für die kleinen Barbie-Showtänzerinnen, die seit elf Jahren bestehende Vulkangarde Glee und auch für die Jeläser Funken. Luisa und Theresa Kopp brillierten als „Billa und Trina“, und auch eine Premiere gab es: Gina Heuft und Stephan Thuy debütierten als Tanzpaar der Gleeser Jecken.
All das erfreute die Narrenschar. Und ganz besonders die närrischen Regenten, denen Bells besonderer Dank galt: „Schön, dass es heutzutage noch Mitmenschen gibt, die so viel Spaß an Karneval haben und ihren Ort repräsentieren.“ Das sei leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Doch ein Blick auf die Kinderprinzenpaare aus Burgbrohl und Wassenach zeigte: Das Brohltal hat Zukunft. Oder wie der Eifeler sagen würde: „Bat mr han, dat hammer.“ Das fanden auch die beiden Landtagsabgeordneten Petra Schneider (moselfränkisch) und Horst Gies (rheinisch-ripuarisch). GS